Ich und So

Nicht alles glitzert in der schönsten Jahreszeit

3. Dezember 2015

Ich liebe Weihnachten und die Düfte, die Tannenbäume und die Vorfreude aber die dunkle Jahreszeit, wie ich Sie auch nenne, hat auch eine andere Seite. Nicht alles glitzert und duftet.

Winter & Weihnacht_GluckeundSo_Motto glitzert

Nicht alles glitzert

Kein anderer Zeitpunkt im Jahr ist so dunkel wie der Übergang vom Herbst in den Winter. Zu keinem anderen Zeitpunkt sind meine Gedanken schwärzer als zwischen den Jahren.

Erschreckend ist es immer wieder für mich, wie vorhersehbar diese Zeit ist und das man sich trotzdem kaum darauf vorbereiten, geschweige denn was dagegen unternehmen kann. Nach wie vor gibt es genau zu diesem Zeitpunkt die meisten psychischen Neuerkrankungen und auch leider die meisten Suizide. Wieso das so ist?

Das Jahr ist fast vorbei. Man lässt es Revue passieren. Man denkt darüber nach was man nicht geleistet hat. Man denkt darüber nach welche Chancen man verpasst hat, was man alles falsch gemacht hat. Was man hätte besser machen können.

Mit dem Wechsel der Jahre, ist es so, als ob man wieder ein Jahr verloren hat und einem der Kalender den Stinkefinger zeigt und sagt: Siehste, wieder versagt!

Weihnachten ist die Zeit der Besinnlichkeit, der Familie und der Ruhe. Ich brenne dafür, schöne Kleinigkeiten für meine Lieben zu suchen. Mir Christkindlmärkte anzuschauen und alles schön zu dekorieren und Weihnachtsplätzchen zu backen. Niemand verlangt das alles, es ist eben einfach so. Ich zwinge mich auch zu nichts, sondern mache das gerne aber die schwarzen Gedanken begleiten mich trotzdem. Ich könnte mich selber ohrfeigen, dass ein ganzer wunderbarer Tag durch 10 Minuten grübeln fast zunichte gemacht ist. So sehr ich dieses Jahr versucht habe, das Leben mit all seinen wunderbaren Facetten zu sehen, so schnell wirft mich jetzt etwas aus der Bahn, was nicht mal der Rede wert ist.

Ein falsches Wort von jemandem, ein „Nein Mama, ich will zu Papa“ treibt mir schon die Tränen in die Augen. Mein Herz hat Stress. Stress den ich im Kopf eigentlich nicht habe. Mein Verstand weiss, es ist alles prima und doch breiten sich diese schwarzen Nebel aus und verpesten alles in meinem Inneren.

Es ist schwer zu erklären für Menschen, die dieses Gefühl kaum bis gar nicht kennen. Man sieht auch nach aussen ganz normal aus und wird nur mal als schlecht gelaunt abgetan. Der Kampf, den man aber immer und immer wieder in sich austrägt, ist ermüdend. Er zehrt an den Kräften. Ich stehe morgens auf und kämpfe dafür, nicht aufzugeben. Ich gebe nicht auf. Ich klammere mich an Kleinigkeiten. Der Prinz lächelt mich an, das rettet mich für mindestens eine Stunde. Ich ziehe mich an und kurz sagt mein Spiegelbild, Du packst das und ich glaube ihm und habe wieder mindestens eine Stunde.

Es ist unglaublich schwer mit sich selbst im Reinen zu sein. Man will positiv denken. Man will ein Vorbild sein. Man will gut drauf sein. Man will nicht aggressiv reagieren UND DOCH MACHT MAN GENAU DAS GEGENTEIL.

Ich will nicht jammern, ich kann es gut, ich will es aber nicht. Ich will auch nicht, meine psychische Verfassung als Entschuldigung für mein schlechtes Benehmen nehmen aber es auszusprechen, dass auch in der schönsten Zeit des Jahres, eben nicht alles glitzert, das tut mir gut. Es nimmt mir ein bisschen den Druck, meine „perfekte“ Welt immer aufrechterhalten zu müssen.

Was kann man gegen die dunkle Jahreszeit tun?

  • Schokolade hilft mir immer. Abends auf der Couch liege ich eingemummelt und esse Schokolade.
  • Mit jemandem reden, der es versteht, tut gut. Unterhaltungen, die von vorneherein eine Richtung vorgeben, die einem nicht gut tut, sollte man meiden oder nichts mehr sagen. (Das fällt mir meist am schwersten)
  • Isolation ist für mich immer eine gute Lösung aber es darf nicht Überhand nehmen. Der Tagesablauf rettet mich meist, da der Prinz da ist und wir Spaß haben wollen.
  • Jeden Tag kleine Aufgaben abarbeiten. Das lenkt ab und man fühlt sich gebraucht. Man hat was geschafft.
  • Entspannung! Bei mir nach wie vor ein heisses Bad oder nähen oder schreiben. Andere finden Entspannung im Lesen oder schlafen.
  • Apropo, viel Schlafen. Im Schlaf kann man verarbeiten, den Körper und Geist wieder zu Kräften kommen lassen.
  • Die schönen Dinge immer wieder hervorholen, immer wieder dran denken und wie ein Ziehtierchen, durch den Tag ziehen.

Ich habe erst gestern von der wunderbaren Perlenmama einen Beitrag über ihre psychische Erkrankung gelesen und ich finde es so toll, dass wir uns nicht dafür schämen. Es gehört zu uns und niemand möchte Mitleid sondern Akzeptanz und ein wenig Verständnis.

Dieser Monat ist voll von herzlichen und positiven Beiträgen und das möchte ich auch gar nicht zerstören. Ich möchte auch niemandem der diese Zeit einfach nur genießt, etwas madig reden. Ganz im Gegenteil, genießt es. Liebt, lebt und seid glücklich. Das sage ich mir auch jeden Tag und es liegt in meiner Hand.

Ich brauche nur die doppelte Portion Glitzer. Wie geht ihr damit um?

Eure Glucke

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13 Comments

  • Reply Herr Bock-Depressionist und eine starke Stimme ~ Glucke und So 3. Januar 2017 at 21:02

    […] -nicht alles glitzert  […]

  • Reply Weil ich noch nicht bereit bin loszulassen ~ Glucke und So 15. November 2016 at 19:48

    […] Ich weiss aber, dass die Nachmittage, besonders jetzt im Herbst/Winter echt lang sind und ich einfach manchmal so völlig k.o. bin. Ich bin auch keine Spielmama. Ich mag Rollenspiele überhaupt nicht, der Prinz aber total. Ich kann auch 20-30 Minuten kneten, Salzteig machen oder baggern aber am liebsten lieg ich auf meiner Couch. In der dunklen Jahreszeit fehlt mir wirklich ein wenig der Antrieb. […]

  • Reply Danielle 13. November 2016 at 22:50

    Liebe Dani,

    ich will Dich einfach nur mal ganz fest drücken <3!

    Du schaffst das – nach dem trüben November kommt so vie Kerzenlicht, dann der Schnee und dann der Frühling. Und dann wird es besser. Ganz bestimmt.

    Und wenn es das nicht wird: dann gibt es Hilfe.

    Ganz liebe Grüße
    Danielle

    • Reply Glucke 14. November 2016 at 21:25

      Liebe Danielle,

      ich weiss, es wird immer besser und heller zum Glück.
      Ich drücke Dich auch ganz fest.
      Liebe Grüße
      Dani

  • Reply Die Top 12 meines Jahres 2015 ~ Glucke und So 30. März 2016 at 15:05

    […] haben auch mehr Bedeutung bekommen aber auch mehr Aufmerksamkeit. Ich habe durch viel Reden und Schreiben eine Akzeptanz erhalten wie nie zuvor und es geht mir wirklich schon viel besser. Die Entwicklung, die man auch noch mit 32 […]

  • Reply Wie eine Krankheit mein Leben auf den Kopf stellt ~ Glucke und So 28. Januar 2016 at 20:43

    […] bin, weiß ich und das viele Schicksale in meinem Leben ihren Anteil daran haben weiß ich auch. Hier und bei Bettie von Frühes Vogerl schrieb ich auch über meine dunklen […]

  • Reply #WmdedgT am 05. Dezember ~ Glucke und So 5. Dezember 2015 at 21:12

    […] den Stress am Morgen und meine gerade nicht sonderlich gute Verfassung gerieten mein Mann und ich kurzzeitig Aneinander. Naja wir hatten ja über 3,5 Stunden Zeit im Auto […]

  • Reply Alexandra 3. Dezember 2015 at 14:19

    Puh, ich hahtte Tränen in den Augen,als ich das gelesen habe. Du sprichst mir aus der Seele und triffst meinen wundesten Punkt.
    Ich drück Dich ganz herzlich! Danke, dass Du so darüber schreibst.

    Liebe Grüße!

    • Reply Glucke 3. Dezember 2015 at 18:55

      Liebe Alexandra,

      oh das tut mir leid, dass dich mein Post zum Weinen bringt. Wie geht es Dir denn?
      Liebe Grüße
      Dani

  • Reply gedankenpotpourri 3. Dezember 2015 at 11:30

    ACHTUNG! Hier kommt eine riesen Portion GLITZERGLITZERGLITZER für dich!
    <3 Ich kann dich gut verstehen. Mir geht es in diesem Jahr ähnlich wie dir. Ich denke an dich.
    Liebe Grüße, Nina

    • Reply Glucke 3. Dezember 2015 at 11:45

      Danke, ich glaube es geht vielen so…
      vielen Dank für den vielen Glitzer, das hilft.
      Dani

  • Reply perlenmama 3. Dezember 2015 at 9:38

    Oje, ich drück dich ganz doll. Ja, ich weiß genau was du meinst. Dieser mentale Jahresabschluss kann schonmal etwas viel sein für die Seele…und wenn alles besinnlich und schön sein SOLL ertappe ich mich gern mal dabei zu denken „ist es aber gar nicht…“. Richtige Strategien damit umzugehen habe ich leider nicht…nur ein paar liebe Worte, damit du weißt: DU BIST DAMIT NICHT ALLEIN!

    • Reply Glucke 3. Dezember 2015 at 10:08

      Weisst Du ich habe das ja schon viele Jahre und es wird besser. Ich gehe besser damit um und meine Therapeutin hilft mir auch. Ich verstecke es auch nicht mehr und das hilft am meisten. Danke für deinen tollen Beitrag gestern, er hat mich wieder ermutigt immer wieder darüber zu schreiben, wenn mir danach ist.
      Ich drücke Dich auch ganz fest.
      Dani

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