Inklusion ist ein Menschenrecht.
Inklusion bedeutet, es ist normal das man verschieden ist.
Inklusion heisst, jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben ohne Ausgrenzung.
Soviel zur Theorie. Wie die Praxis sich verhält, habe ich bereits selber erleben dürfen und lese ich auch immer wieder, wie beim wunderbaren Blog Kaiserinnenreich.
Elena Pirin lebt seit 20 Jahren in Hamburg und hat sich wohl, genau wie ich, nie wirklich mit Inklusion beschäftigt. Wieso auch? Wenn man nicht direkt damit in Berührung kommt hat man selten eine Ahnung von den Dingen.
Aber das sollte sich ändern.
Elena und ihr Mann adoptierten ein wunderschönes Baby und waren glücklich wie nie zuvor. Ein 4 Wochen altes Baby. Leo sollte er heißen.
„Woran ich mich nicht so gut erinnere, sind meine „verbotenen“ Gedanken: Etwas an dem winzigen Kerl in dem viel zu großen Kinderbett war ungewöhnlich.“
Wie bei einer Adoption üblich, wird man von einer Sozialarbeiterin begleitet, die sich regelmäßig telefonisch und persönlich erkundigt, wie das Zusammenleben ist.
„Beschreiben Sie mir, wie Sie sich fühlen.“
„Greifen tut er wohl noch nicht!“
Leo soll Krankengymnastik machen obwohl er doch gar nicht krank ist. Dort hört Sie zum 1. Mal das Wort „behindert“.
„Vertrauen Sie mir. Ich weiß, was für Ihren Sohn gut ist. ich habe auch ein behindertes Kind.“
Elena war ausser sich. Ihr Kind war nicht behindert. In Bulgarien, ihrem Heimatland existierte dieses Wort nicht mal. Elena war wütend. Auf die Therapeutin? Auf ihr Kind? Auf sich selbst?
Als Leo 3 Jahre alt wurde sollte er beim Jugend-Psychiatrischen Dienst vorstellig werden und das B-Wort kam wieder auf.
„Der Schrecken war eher anderer Natur.“…(….)… „Denn um wirkliche Hilfe, Unterstützung, Erklärung oder Beratung ging es selten.“….(…)… „es ging vor allem um Klassifizierung und Etikettierung, damit das Problem einen Namen bekam.“
„Dann wurde man als Eltern mit diesem Namen alleine gelassen.“
Leo macht Pekip, kommt in die KiTa, hat erste Freunde und auch Elena lernt Mamas aus der KiTa kennen und zweifelte zwischen zeitlich an den sozialen Kompetenzen von Leo.
Sie merkt nach und nach, das in der KiTa nicht alles so reibungslos abläuft. Leo ist noch nicht trocken, kann sich nicht selber Anziehen. Elena wird wütend auf ihn ist aber gleichzeitig eine Löwenmama, die ihr Kind beschützen möchte.
Leo musste die KiTa wechseln. Das Konzept dort war sehr fragwürdig und da muss ich gleich wieder an unsere alte KiTa denken. Leo wird schon fast gemobbt und „muss“ die Kita verlassen.
„In der Zeile<Begründung der Maßnahme> steht geschrieben:
Status des Kindes: <Von Behinderung bedroht!>“
Leo kommt in einen “ Sonderkindergarten“ und fühlt sich sehr wohl. Elena will endlich ihre Doktorarbeit zu Ende bringen und weiter an ihrer Karriere arbeiten, wird jedoch sehr schnell von der „Realität“ eingeholt und sieht der Arbeitslosigkeit ins Auge, weil Sie Mutter ist.
Eine Ärztetour beginnt und Elena nimmt zu jedem Termin ein eigens angefertigtes Anschreiben mit. Sie hat einfach keine Lust auf die Ständigen Frage-Antwort-Spielchen während Leo immer dabei sitzt und all das hört.
„wertschätzendes Reden in Gegenwart des Kindes“
„Andererseits: Soll sich unser Sohn nicht frühzeitig an das Ausfragen gewöhnen und kapieren, dass er als Mensch mit besonderen Bedürfnissen keine Geheimnisse vor der Krankenkasse und den Behörden haben darf?“
Mit 5 hatte Leo seine 1. Augen-OP. Ein Jahr später soll er eingeschult werden.
„<Das mit der Beschulung wird nicht einfach>“
„<Weil es in Deutschland keine geeignete Schulform gibt, die auf einen Fall wie Ihren Sohn zugeschnitten ist.>“
Leo hat Paten in der Schule, die ihn begleiten und ihm helfen sollen. Jedoch wird er oft geärgert, beschimpft und schlecht behandelt.
Ein Schüler erzählt Elena: “ Die anderen Kinder schimpfen oft mit ihm. Warum rennt er denn immer so rum?“
Elena fing irgendwann an sich mit anderen Eltern von Inklusions -Kindern zu besprechen. In dieser Schule wurden anscheinend die „I-Kinder“ anders behandelt und mit merkwürdigen Maßnahmen wurde versucht, Sie zur Anpassung zu bringen.
Eines Abends erklärte Leo:< Ich will nach Traumland ziehen. ich will nicht mehr im Menschenland leben.>“
Leo kommt in eine neue Schule und Inklusion ist dort weniger ein Fremdwort.
„Es war nicht leicht mit anzusehen, wie das eigene Kind leidet, weil es sich von seinem eigenen Körper im Stich gelassen fühlt.“
Als Eltern eines Kindes, dass aus dem Raster fällt, ist es nicht einfach alle Parts abzudecken ohne auch mal wütend zu sein und sich zu fragen: Wieso wir? Wieso hat unsere Kind eine Behinderung?
Niemand muss sich für diese Fragen schämen und niemand hat das Recht darüber zu urteilen.
Leo ist ein Löwenjunge mit Löweneltern und wie es mit ihm weitergeht könnt ihr in diesem unglaublich berührenden Buch lesen. Die Gefühle von Leo und seinen Eltern sind hier im Vordergrund und es ist so wichtig darüber zu sprechen, wie „falsch“ die Gesellschaft noch immer mit dem Thema Inklusion umgeht.
„Auch ein Mensch, dessen Körper oder Geist von vermeintlichen Grenzen <behindert> ist, kann Schlupflöcher im engen Maschendraht des Lebens finden…“
Das Buch erwerben könnt ihr über den Patmos Verlag und vielleicht ist es ein schönes Weihnachtsgeschenk. Ich wünsche Leo ein Leben voller Träume die wahr werden und eine Gesellschaft, die die Verschiedenheit als völlig normal ansieht.
Kennt ihr das Buch über Leo? Seid ihr mit Inklusion bereits in Berührung gekommen? Erzählt mir doch davon?
Eure Glucke
3 Comments
Ohh, das hört sich an, als sei es ein Buch für uns. Danke für den Tipp. Bei uns wird ja Inklusion seit 7 3/4 Jahren in der Familie gelebt und jetzt auch wunderbar in der Schule, es ist soooo toll
oh das klingt sehr schön. Erst heute habe ich mit der Mama eines 4jährigen „Downi“ wie sie selber sagte gesprochen und sie hat sehr schlechte Erfahrungen machen müssen-Ihr Sohn geht jetzt in einen Kindergarten mit nur Gleichgesinnten.
Liebe Grüße
Dani
Oh ja! Inklusion auf dem Papier und im wahren Leben sind zwei Paar Schuhe! Gut, dass Leo diese Mama an seiner Seite hat.