Browsing Tag

Krieg

Ich und So

Die Welt in der ich lebe verändert sich

27. Juli 2016

Welt_Frieden_AngstAls ich 14 Jahre alt war, hatte ich den 1. wirklichen Kontakt mit der „rechten“ Szene. Ein selbsternannter „Nazi“ holte eine Pistole während der großen Pause heraus und schoss in die Luft. Geschrei, Panik und Tränen. Es war eine Schreckschusspistole, niemand wurde verletzt und dennoch ging man mit mulmigen Gefühl in die Schule und ich fragte mich, wieso man so etwas tut.

Das 2. Zusammentreffen mit einer anderen Weltanschauung hatte ich 1 Jahr später. Ich war großer Breakdance und Skaterfan und schloss mich einer Skater Crew an. Wir hatten einen festen Platz, an dem wir uns regelmäßig trafen. Ich redete mit Freundinnen und auf einmal fielen mehrere Schüsse. Es war eine Schießerei. Niemand wurde verletzt und dennoch nahm ich langsam Abschied von dieser Crew, da es viele Konflikte zwischen Ihnen und der rechten Szene gab.

Für mich hatte skaten oder Breakdance aber nichts mit einer politischen Weltanschauung zu tun.
Ich lebte in einer Stadt, die 2% Ausländeranteil hatte und dennoch eine stetig wachsende Rechte Szene. Meine Welt war aber nicht politisch bestimmt oder motiviert.

Continue Reading

Teilen
Ich und So

Wenn Morgen nichts mehr da wäre

6. August 2015

Wir gehen wie jeden Abend ins Bett.

Was ist wenn morgen Krieg wäre? pixabay.com

#TausendmalWillkommen

Wir werden mitten in der Nacht wach. Was ist das nur für ein Krach? Wieso riecht es so verbrannt? War das gerade ein Erdbeben? Wir springen sofort auf, um aus dem Fenster zu schauen. Mein Mann rennt die Treppe runter und reißt die Haustür auf. Mir laufen bereits die Tränen und ich schnappe mir den Prinzen. Was ist hier los. Sirenen, Feuer, Schüsse, Hubschrauber, schreiende Menschen. Ich renne ebenfalls  die Treppe runter. Mein Mann sagt es ist Krieg. Wir schauen uns an und verstehen die Welt nicht mehr.

Krieg? Quatsch sowas gibt’s doch nicht bei uns. Oder doch? Ok. Schnell in den Keller und mehrere Reisetaschen holen und so schnell es geht, das Nötigste einpacken. Der Prinz weint, er versteht gar nicht was hier los ist. Wir verstehen es auch nicht aber es nützt nix. Wir packen Sachen ein, ein bisschen Spielzeug, unsere Pässe und unsere Telefone, Medikamente, Essen und Trinken. Als ob wir in den Urlaub fahren würden. Aber wo fahren wir überhaupt hin? Wie sieht es denn außerhalb unseres Stadtrand-Kosmos aus? Was wird uns erwarten? So etwas wie Krieg, kennen wir nur aus Erzählungen, Geschichtsbüchern und dem Fernsehen.
Mein Mann schaut kurz in die Nachrichten und was wir da sehen, ist wie ein Albtraum. Anscheinend, hat die ganze Nation diesen Ausnahmezustand.

Wir haben keine Zeit mehr. Wir rennen raus.

Der Prinz und ich zuerst. Der Mann schleppt alles ins Auto, was er tragen kann und ich habe Todesangst. Ich habe Angst zu sterben. Ich weiß nicht, was hier los ist aber ich habe Angst um mich, meine Familie und alle Menschen da Draußen. Mein Mann sitzt und wir rasen los.

Aber wohin. Egal, einfach weg und in Sicherheit bringen. Irgendwo muss es sicher sein. Wir sind hier in Deutschland und nicht im Kriegsgebiet.
Wir fahren und was wir sehen ist katastrophal. Überall Polizei, überall rennende Menschen, Feuer. Es klingt so, als ob Bomben einschlagen würden, die Erde bebt immer wieder. Ich versuche aus diesem Albtraum aufzuwachen.
Das kann doch nicht die Wirklichkeit sein.
Wir fahren und fahren. Wir bleiben nicht stehen. Nicht solange das Auto fährt. Wir werden immer wieder angehalten und uns wird gesagt wo wir hin sollen. Wir sollen aus dem Land. Wir sollen Richtung Österreich fahren. Dort ist alles in Ordnung. Ok. Ein Ziel.

Wir fahren und fahren. Der Prinz schläft. Wir zittern. Wie geht es weiter? Was wird aus unserem Zuhause? Wie geht es unseren Familien? Das Handynetz ist komplett zusammengebrochen. Wir können niemanden erreichen. Leben Sie? Wo sind Sie? Was ist hier nur los?

Ich will jetzt endlich aus diesem Albtraum aufwachen.

Wir kommen nach über einem Tag in Österreich an. Die Erste Raststätte wurde umfunktioniert. Dort stehen Polizisten die alle einweisen. Wir sollen warten. Dort warten Hunderte. Ich sehe Familien, Alte und viele Kinder. Die meisten weinen und sehen verzweifelt aus.

Was machen wir hier. Ich will nach Hause. Das kann doch alles nicht wahr sein. Wir sind sehr müde und warten. Wir warten fast einen Tag.

Hätten wir vorgestern gewusst was Morgen passiert, wir hätten gelacht.

Wir sitzen auf der Erde und man gibt uns Essen und Trinken. Ab und zu, gehen wir zur Toilette und machen uns frisch. Die Kinder laufen durch die Raststätte. Ein Fernseher läuft und zeigt, in Deutschland ist Krieg. Es gibt viele Tote und man soll einfach nur das Land verlassen.
Wir warten und warten. Endlich kommt jemand. Er nimmt unsere Pässe und trägt uns in eine Liste ein. Dann gibt er uns einen Zettel, mit einer Adresse und sagt, dort sollen wir hin. Dort müssen wir dann erstmal bleiben. Ich frage müssen und wie lange? Ja müssen und wie lange, keine Ahnung, sagt der Mann. Ich breche zusammen. Ich kann nicht mehr. Ich weiß überhaupt nicht was hier los ist. Ich will doch einfach nach Hause. Ich will in mein Bett. Ich will mit meinem Prinzen spielen. Ich will mein Leben wieder haben.
Wir kommen da an und es ist eine Turnhalle. Es stehen Menschen in einer Schlange. Wir stellen uns in die Schlange und warten. Wir warten und warten. Mehrere Stunden passiert kaum etwas. Der Prinz ist fix und fertig. Er schläft zwischendurch ein.

Wir sind endlich dran. Man gibt uns Decken und Matratzen und sagt, wir müssen jetzt eine Weile hier bleiben, bis sich die Situation entspannt. Wir fragen, ob wir nicht in ein Hotel gehen können. Man lacht uns aus. Hotels sind voll. Entweder wir bleiben hier oder wir schlafen ungeschützt im Freien,  ohne alles. Wir senken unsere Köpfe und gehen rein. Es gibt viele Helfer. Sie sind sehr nett. Sie zeigen uns alles. Es gibt Pläne, wer wann Küchendienst hat oder die Toiletten putzt. Wer die Kinder betreut oder die Halle fegt.

Wir weinen. Wir weinen und können einfach stundenlang nicht mehr aufhören.

Ich schrecke hoch. Wo bin ich? Ich bin klatschnass und ich bin zu Hause, in meinem Bett. Der Prinz und mein Mann sind da. Ich renne raus und schaue aus dem Fenster.

Es ist ruhig. Die Sonne scheint. Es ist Morgen.

ES WAR EIN ALBTRAUM
Es war nur ein Traum. Es war der schlimmste Traum, den ich je hatte. Ich war ein Flüchtling. Ich musste aus meinem Land fliehen, weil wir dort nicht mehr sicher waren.

Ihr Lieben Menschen. Ich sage euch #1000malWillkommen.
Ich schäme mich für meine Landsleute, die euch das Leben in unserem Land schwer machen. Glaubt mir, wir sind nicht alle so. Ich heiße euch Willkommen und hoffe, ihr könnt die schrecklichen Bilder und Erfahrungen aus eurem Kopf verbannen. Ich hoffe, ihr könnt irgendwann wieder glücklich werden, auch wenn es nicht in eurer Heimat sein wird.

Ich wünsche euch das Beste und werde tun, was ich kann um euch nicht das Gefühl zu geben, ihr seid hier nicht Willkommen.

Ich freue mich über einen regen Austausch aber rechtes Gedankengut werde ich auf meinem Blog nicht dulden und sofort löschen. Ich danke euch.

Viele wundervolle Menschen haben sich zusammen geschlossen um zu zeigen, dass wir für Menschen sind und unter dem Hashtag #bloggerfuerfluechtlinge informieren wir euch über alles Wissenswerte. Wir können alle helfen.

Eure Dani, die Glucke

Teilen

Cookies sind für die korrekte Funktionsweise einer Website wichtig. Wir verwenden Cookies, um Ihnen Inhalt bereitzustellen, der auf Ihre Interessen zugeschnitten ist, sowie die Sicherheit unserer Nutzer zu erhöhen und um statistische Daten zur Optimierung der Website-Funktionen zu erheben. Klicken Sie auf „Zustimmen und Fortfahren“, um Cookies zu akzeptieren und direkt zur Website weiter zu navigieren. Detaillierte Informationen zu unseren Cookies und dazu, wie du die Kontrolle darüber behältst, findest Du hier: Cookie Einstellungen anzeigen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close