Ich die Glucke

Das nicht enden wollende Wochenbett

20. Januar 2015
Liebe Wochenbett

Wochenbett

Die liebe Andrea hat einen ganz wundervollen und sehr ehrlichen Artikel geschrieben.

Inhaltlich geht es um die erste Zeit nach der Geburt, das Wochenbett. Meine liebste Passage:

“ …ich würde mich in die Claus Hipp Mutter auf der Blumenwiese mit sanftem Lächeln und strahlend weißem Sommerkleid verwandeln.Aber hier saß ich. Die Wiese war mein Wohnzimmer, das Blumenmeer ein Haufen vollgerotzheulter Taschentücher und abgesehen von meinem Hintern passte ich mit diesem abstrus großen Busen in kein einziges meiner Sommerkleider.“

Dieser Artikel ist so wundervoll dass ich mich dazu äußern möchte und euch erzählen will wie es für mich war. Ich berichtete euch ja bereits wie alles anders kam als ich dachte und der Prinz und ich eine erste große Hürde nehmen mussten.
Als wir nach 7Tagen endlich nach Hause durften, ja da war ich total hilflos. Dieses kleine Wesen war jetzt in unser Reich eingezogen. Natürlich war die Wohnung weitestgehend, durch die Nestbauphase, perfekt präpariert und doch gab es nun Wege und Abläufe die vorher nicht existierten. Alleine den Prinz zu wickeln ließ mich total schwitzen. Ich fühlte Gefühle,die ich vorher nicht kannte.
Ich fand mein Baby nicht doof aber ich fand mich doof. Ich war total unzufrieden mit mir selbst. Ich habe meiner Meinung nach alles falsch gemacht. Leider klappte das Stillen zu Hause auch nicht, meine Brüste erholten sich irgendwie nicht, das Abpumpen verschlimmerte alles noch mehr, mein Mann konnte mir gar nicht helfen, wie auch er hat ja keine Brüste, die eigentlich Milch geben sollen. Er war keine hormongesteuerte Verrückte. Der arme Kerl ist auch rotiert. Auch für ihn gab es eine neue Welt.
Ich merkte, das das Wochenbett mich stark deprimierte und ich über den Anfang, den Beginn des neues Lebens nicht hinwegkam. Ich war traumatisiert von den ersten Tagen unserer gemeinsamen Zeit, die Angst mein Sohn zu verlieren. Das Antibiotika hat leider den sowieso noch unausgereiften Darm meines Prinzen stark belastet und er hatte Krämpfe, 16 lange Wochen. Es gab nichts was ich nicht versucht habe. Diese ersten 16Lebenswochen meines Prinzen waren der Beginn einer neuen Depression.
Dank Andrea und Ihrem Artikel habe ich den Mut das zu sagen, ich hatte eine Depression. Natürlich spielen da viele andere Dinge auch eine Rolle. z.B. unsere Hochzeit und unser Umzug(beides 3 Monate nach der Geburt des Prinzen) Mein Mann war bereits 6 Wochen nach der Geburt wieder auf Geschäftsreise.
Ich war wirklich mit allem überfordert. Ich wollte niemanden sehen, ich wollte nur mit dem Prinzen sein, ich wollte ihm beweisen, dass ich es kann, das ich eine gute Mutter bin, das ich verstehe was er braucht.
Ich hätte ihm nichts beweisen müssen, ich hätte mir Hilfe holen sollen, ich hätte entspannter sein können, ich hätte und hätte….
Aber ich fühlte mich allein, unverstanden und hilflos.
Als der Umzug vollzogen war (von Zentral zu Stadtrand) wurde alles noch schlimmer. Ich war in einer fremden Umgebung, konnte zu Fuß nichts mehr erreichen. War in einem schönen Zuhause gefangen. Ein Rückbildungskurs führte mich ein bisschen in die Zivilisation zurück. Da war eine besondere Mama, die ich schon von der Geburtsvorbereitung kannte, Sie begleitet mich bis heute, Sie versteht mich, sie findet mich gut so wie ich bin. Sie war und ist mir mehr Stütze als Sie denkt.
Liebe M. ich danke Dir für alles.
Routinen und feste Abläufe waren nicht nur für den Prinzen wichtig, nein für mich waren Sie lebensnotwendig. So kam ich halbwegs gut über den Tag.
Heute, 18Monate später sehe ich vieles klarer. Ich habe mich in dieser schweren Zeit gefunden. Ich habe Kräfte entwickelt die ich so nicht kannte. Ich habe das Gefühl Liebe neu entdeckt, ganz anders. Die Liebe zu (m)einem Kind ist rein und bedingungslos, sie ist so übermächtig das man erstmal damit zurecht kommen muss. Ja ein Kind verändert alles, wirklich alles. Du kannst nicht einfach gehen, du hast jetzt Verantwortung für einen anderen Menschen.

Liebe_immer

Das Wochenbett gemeinsam überstanden

Unser Anfang war scheisse… ich habe die Gabe/den Fluch nichts zu vergessen, mein Gehirn besitzt nicht diese Schutzfunktion, negative Erlebnisse zu verdrängen. Demnach komme ich schwer über Dinge hinweg, ich hinterfrage und grüble und versuche zu lösen. Aber: einfach mal locker durch die Hose atmen wäre so oft angebracht gewesen.
Heute weiß ich, dass ich den Mut hätte haben sollen mir Hilfe zu holen, ich bin auch gut, ohne alles alleine machen zu müssen. Mein Kind liebt mich genauso bedingungslos wie ich ihn.
Heute weiß ich dass ich eine Mama bin, die weiß wie Sie ihr Kind erziehen möchte, die weiß das Ihr Bauchgefühl das Richtige ist, die weiß, das eine Glucke zu sein, nichts Schlechtes ist, die weiß dass Sie nichts falsch gemacht hat, denn die Liebe zu ihrem Kind stand immer im Vordergrund. Die weiß, dass die Zeit auch schwer für ihr Umfeld war besonders für ihren  Mann.

Wir Drei haben diese schwere Reise zusammen begonnen und wir sind noch lange nicht am Ziel und die Hürden haben wir bis jetzt gut gemeistert. Wir wachsen zusammen auf, obwohl wir Eltern schon erwachsen sind.

Ihr Lieben Schwangeren, Neumamas und Eltern, wir sind nicht allein, wir fühlen eigentlich alle dasselbe, die einen mehr die anderen weniger stark.Wie Andrea schon sagte:

„Unsere Kinder sind das mit Abstand abgefahrenste, was wir je gemacht haben.“

Das muss man eben auch erstmal verdauen und dann geht’s los.

Wie erging es euch??

Eure Glucke

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4 Comments

  • Reply I. 16. Februar 2015 at 20:40

    Liebe Dani,
    ja, ich verstehe dich total. Wenn ich zurück denke, ist alles noch sehr präsent. Jemand sagte neulich zu mir, dass es doch nun Vergangenheit wäre….. Ja, es ist Vergangenheit, aber es ist (noch) nicht vorbei (für mich). Diese erste Zeit hat mich/uns sehr geprägt und auch mein Sohn ist ein sehr zurückhaltendes Kind, das bei Fremden lange Zeit braucht, um Aufzutauen. Gerne können wir uns per E-Mail näher austauschen, ich bin noch immer etwas sprachlos, wie sehr sich unsere Geschichte ähnelt. Liebe Grüße, Ines

    • Reply Glucke 16. Februar 2015 at 20:43

      Liebe Ines,
      ja ich bin auch ganz baff und doch erleichtert, auch mir sagt man oft dass doch jetzt alles gut wäre, ja ist es auch und doch hat es mich sehr verändert.
      Wir können uns gerne schreiben. Meine Emailadresse hast du ja. Ich freue mich wirklich von Dir zu hören.
      Liebe Grüsse
      Dani

  • Reply I. 16. Februar 2015 at 20:16

    Liebe Glucke,
    beim Lesen dieses Artikels musste ich sehr schlucken, denn eure Geschichte könnte auch unsere sein. Wir haben das Gleiche erlebt…unser Sohn kam ebenfalls vor nun fast 20 Monaten am Tag der Geburt wegen einer Neugeboreneninfektion auf die Intensivstation einer anderen Klinik. Alles, was du schreibst, kann ich so sehr nachempfinden…die Angst um sein Kind, die Stillprobleme, die Darmprobleme durch die Antibiotikabehandlung und nicht zuletzt die Wochenbettdepression…Auch uns geht es heute gut, aber abgeschlossen habe ich mit dieser ersten Zeit noch nicht. Danke für deine Geschichte, ich wünsche euch alles Gute! Liebe Grüße, I.

    • Reply Glucke 16. Februar 2015 at 20:25

      Liebe Ines,
      du bist die Erste die dasselbe erlebt hat und die wahrscheinlich wirklich genau versteht wie ich mich heute noch immer manchmal fühle und sofort schiessen mir die Tränen in die Augen da es immer noch so ist, als ob es gestern wäre. Ich freue mich dass es euch auch gut geht und ihr das unbeschadet überstanden habt.
      Auch ich wünsche euch alles Liebe und danke Dir, dass du meine Gefühle und Gedanken teilst.
      Liebe Grüsse
      Dani

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