Montagspost

Eine Feministin gegen Klischees

25. Januar 2016

Guten Morgen meine Lieben,

schon ist wieder der Beginn der neuen Woche. Das Wochenende war eisig aber sehr entspannt. Ich liebe das, wenn wir einfach in die Natur gehen können ohne verpflichtende Termine. Heute ist wieder Zeit für die Montagspost.

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Bildrechte Mama Notes Blog

Zu Gast habe ich heute die liebe Sonja von Mama Notes. Sonja ist Mama von 2 Kindern und lebt mit diesen und ihrem Mann in Düsseldorf. Sonja`s Blog war eigentlich mit einer der Ersten, die mir als Bloggerin auffielen. Zum einen wegen ihrem Slogan, zu dem wir gleich noch näher eingehen und zum Anderen, durch ihre feministischen Texte, die mal ganz anders waren, als die meisten der anderen Elternblogger.

Seitdem lese ich sehr regelmässig bei Sonja mit und habe nun nach über einem Jahr endlich gefragt, ob Sie hier bei meiner Montagspost mitmachen möchte. Trotz komplett kranker Familie inkl. ihr hat Sie sich die Zeit genommen um meine Fragen zu beantworten.

Wenn ihr mehr von Sonja lesen wollt dann könnt ihr mit ihr zwitschern und auch bei Facebook kommunizieren.

Nun ganz viel Spass.

Du bloggst seit 2014-inwieweit hat sich die Bloggerwelt in diesen 2 Jahren verändert?

Es sind sehr viele neue Blogs hinzugekommen, besonders in der Eltern-Bloggerszene. Die Bloggerwelt ist kommerzieller geworden, Aber sie ist auch professioneller geworden, selbstverständlicher und selbstbewusster. Vielleicht ist das aber auch nur mein eigener Weg, ich kenne Blogs nämlich auch noch nicht sehr viel länger als seit Mitte 2013.

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Bildrechte: Mama Notes Blog

„Es kotzt mich alles so an! Ich bin ungeduldig, reizbar, frustriert und sooo unfassbar ungeschickt im Mutter-sein“ Diese Aussage kommt in einem deiner erfolgreichsten Artikel vor. Siehst Du das heute auch noch so?

Nein, das sehe ich nicht mehr so. Zum Glück. Zwei Jahre mit kleinen Kindern sind eine lange Zeit. (Und gleichzeitig auch so furchtbar kurz, aber das ist ein anderes Thema!)  Damals als ich „Lassen Sie mich Mutter, ich bin durch“ schrieb, fühlte ich mich sehr aufgerieben von Job, zwei Kleinkindern und einem kaum anwesenden, weil sehr im Job eingespannt seienden Mann. Abgesehen davon war ich kurz nach der Elternzeit sehr abgespannt, weil das 2. Kind erst mit 13 Monaten mal länger als 1,5 Stunden am Stück schlief. Dass mir dann ungefähr in seinem 15/16 Monat, als ich schon wieder arbeitete und auch dort nur Stress und kaum Freude hatte, alles hochkam, finde ich rückblickend sehr verständlich. Außerdem habe ich leider in den ersten 2 bzw. 3 Mama-Jahren damit zugebracht, alle meine Fehler überdeutlich zu sehen und mich ständig zu hinterfragen. Das macht auf Dauer nicht gerade glücklich 😉

Helicopter Parenting ist dir zu anstrengend-zumindest ist das der Slogan deines Blogs. Mein Gluckendasein wird ja sehr oft mit dem Helikoptern gleichgesetzt und mich nervt schon das Wort. Was stellst Du dir darunter vor und wieso ist es so gar nicht deins?

Also zunächst zeigt der Spruch natürlich, was für ne faule Socke ich bin und auf welch perfide Weise ich versuchte das zu legitimieren. Eigentlich habe ich auch gehofft, er würde zeigen, was ich von solchen Begriffen halte, die in der Elternschaft-Debatte immer mal wieder erfunden werden. Und dann habe ich mich auf schizophrene Art doch nochmal ernsthafter mit dem Begriff auseinander gesetzt und eklektizistisch Jesper Juulsche Grundsätze einfließen lassen. Dabei ist ungefähr das rausgekommen. 
– Ich finde es super, wenn andere Eltern mit ihren Kindern spielen – wenn ihre Kinder das auch wollen.
– Ich finde es wichtig, wenn Eltern auf die Bedürfnisse ihrer Kinder achten und diese auch gegen die allgemeine gesellschaftliche Meinung, wie man mit Kindern umgehen solle oder nicht, durchsetzen. 
– Was ich nicht mag ist, wenn ich mit Kindern spielen soll. Intensives Spiel mit Lego, im Sand oder mit Puppen wird mir schnell langweilig. Das ist bei mir so und das ist auch ok.
– Was ich nicht ok finde, ist, wenn Eltern ihren Kindern auf Spielplätzen, im Wald, im Kinderzimmer oder sonstwo kaum Ruhe lassen zum freien Spiel. Die ihrem Kind, das konzentriert und versunken mit etwas beschäftigt ist, zu trinken, Joghurt oder sonstwas anbieten. Oder die ständig unterm Klettergerüst stehen und angstvolle Geräusche von sich geben, die anfangen, nach dem konzentriert kletternden Kind zu rufen, bevor es um Hilfe bittet. Oder die mitten im Sand zwischen all den Spielgeräten stehen und den Kindern den Platz wegnehmen. Man kann auch sehr kleine Kinder allein mit ihrem Eimerchen im Sand lassen und sie vom Rand aus beobachten. 

Du lebst mit Mann und zwei Kindern in Düsseldorf- Ich lebte 5 Jahre in Neuss also quasi ums Eck und ich liebte es im Rheinland zu leben. Geht es dir ähnlich? Würdest du nochmal das Bundesland wechseln und wenn ja wohin würde es gehen?!

Ach Du hast in Neuss gewohnt?!?! Das is ja umme Ecke. Ich würde grundsätzlich immer das Bundesland und auch gerne das Land wechseln, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Tatsächlich hätte ich gegen den Süden Deutschlands einige Vorbehalte, aber wenn der Job spannend oder sonst welche Aussichten toll sind, sage ich bestimmt nicht nein. Am liebsten würde ich nach Berlin gehen. Für das große B schlägt mein Herz schon seit — Moment ich rechne mal nach – 2000. Also vorher auch schon, aber seitdem will ich hinziehen. Dummerweise habe ich dort nie einen Job gefunden und mich ohne Job nicht getraut, dorthin zu ziehen. 

 

Ich bin ja immer für die Wahrheit und schrieb sogar darüber. Inzwischen denke ich, dass Ehrlichkeit und meine Wahrheit nicht immer identisch sind. Du findest Die Frage nach der Wahrheit auch sehr spannend. Wie fühlt es sich für dich an, wenn jemand versucht, deine Wahrheit als falsch zu verargumentieren?

Das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Oh wait! Doch. In der Familie, leider Es ging um Geburtshausgeburt, Kaiserschnitt und wie ich nur könnte. Es hat mich, Schwangerschaftshormone waren auch im Spiel, RASEND gemacht. Gerade weil das Thema für mich als Schwangere auch so sensibel war, damals. Ich habe es nach dem Streitgespräch, das mir den Atem verschlug, mit guten Argumenten versucht, mit einem Brief, der Infos und Links enthielt und versuchte meine Gefühle zu beschreiben. Es wurde nur schlimmer. Ich fühlte mich so verletzt, so verunsichert und war so wütend, dass man keine Rücksicht auf mich nahm. Ich habe dann das Thema abgebrochen. Zwei Welten. Universen. Ich muss nicht verstehen, warum man nicht verstehen kann, was mir so klar ist. Das war ein schmerzvoller Lernprozess. Ich finde Wahrheit und Ehrlichkeit wichtig, aber nur, wenn Selbstschutz dabei gewahrt bleibt. Ich habe dann nicht mehr offen kommuniziert, ich will ja eine Diskussion nicht tausendmal führen.
Ähnlich verfahre ich bei politischen Diskussionen zum Thema Rassismus, Pegida, Femismus, Sexismus, etc. Es ist wichtig, die eigene Meinung zu sagen und auch, offen zu sein für eine Diskussion. Für diese Offenheit bin ich aber nicht allein zuständig. Ich kann mir andere Standpunkte anhören, sobald sie diskriminierend werden und die andere Seite nicht bereit ist, sich auch nur ein Stück weit selbst zu hinterfragen, gibt es genau zwei Diskussionsverläufe. 1. Es bleibt sachlich und beide Seiten merken, dass wir aus zwei verschiedenen Welten stammen, die offensichtlich eine andere Wahrheit, eine andere Sicht der Dinge und andere Sprache sprechen oder 2. eine der beiden Seiten wird beleidigend. Bei 2. steige ich aus.  Immer dann, wenn diskriminiert werden muss, um eine Meinung aufrecht zu erhalten, wenn beleidigt wird, disqualifiziert sich diese Seite selbst. Dann hat es so viel nicht mit Wahrheit zu tun.

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Bildrechte: Mama Notes Blog

Du sagst selbst, Du bist spät Mutter geworden. Mit 36 heute Mutter zu werden ist aber inzwischen fast gängig. Wie siehst Du diese Entwicklung? Glaubst Du, dass aufgrund der Altersverschiebung weniger Kinder geboren werden als noch vor 20 Jahren?

Ich glaube, dass aus ganz anderen Gründen weniger Kinder geboren werden als noch vor 20 Jahren. Das hat mit den ungleichen Chancen und Möglichkeiten für Männer und Frauen zu tun. Das hat mit dem Ehegattensplitting zu tun, das es Frauen immer noch schwer macht, zurück in den Job zu kehren. Ich denke, dass sich Frauen in den letzten 20 Jahren zunehmend bewusster aussuchten, wann und mit wem, zu welchem Zeitpunkt in ihrem Berufsleben und unter welchen privaten Voraussetzungen sie Kinder bekommen oder eben nicht. Kinder nicht zu bekommen ist für Frauen immer noch eine Sicherheit, keine beruflichen Einbrüche oder gar Beendigungen von Laufbahnen hinnehmen zu müssen, nicht zu verarmen aufgrund von Trennung und Alleinerziehen. Das hat übrigens auch mit der Unternehmenskultur und den Vätern zu tun, die sich nicht genügend durchsetzen und anscheinend nicht verstehen, dass Kinderkiegen etwas mit Mensch-sein zu tun hat und nicht mit Frau-sein. Das hat mit sehr vielen dieser Dinge zu tun. Nicht mit dem Alter der Mütter (und Väter).

Eigentlich finde ich mein Alter in dem ich Mutter geworden bin prima. 36 ist immer noch eher älter, aber das kommt ja auch immer auf einen selbst an. Ich wäre gerne bereits 2-3 Jahre eher Mutter geworden. Davor aber nicht, davor wäre ich noch nicht reif genug dafür gewesen. 🙂

Du bist ein Fan von Regeln. Zum Beispiel sollen sich deine Kinder die Hände waschen wenn Sie nach Hause kommen und vor dem Essen. Kinder halten sich ja relativ selten an „unsere“ Regeln. Wie gehst Du damit um wenn Sie partout nicht ihre Hände waschen wollen?

Ich bin ein Fan von Regeln? Um Gottes willen, echt? – Ich musste ein bisschen darüber nachdenken. Stimmt, das könnte man vermuten. Es ist eher so: Ich bin ein Fan von nicht die Nerven verlieren. Irgendwann, als ich gefühlt ständig nervenlos durch die Welt ging und inneres Omm sich trotz mehr Schlaf nicht einstellen wollte, habe ich geschaut, was mich nervt und was mir wichtig ist. Und ich habe geschaut, wie ich dem Alltag etwas Struktur verleihen könnte, die mir hilft und die mir gut tut. (Und dabei den Kindern nicht schadet.) Eigentlich dürfen meine Kinder viel. Nur katschen beim Essen, Jacken in der Diele rumschmeißen (und nicht aufhängen), Hände nicht waschen finde ich blöd. Stimmt, auf dem Sofa hüpfen und Spielzeuge im Wohnzimmer mag ich auch nicht.

Achso, Deine Frage war ja, was ich dann mache? Dann machen wir es gemeinsam. Das Händewaschen. Oder wir machen gemeinsam den Mund zu beim Kauen. Die Kids dürfen ein Spielzeug mit ins Wohnzimmer nehmen, wenn ich dabei bin und damit spielen. Danach müssen es danach wieder ins Kinderzimmer bringen. Sowas halt. Das klappt dann meistens. Sie waschen sich dann unter Gezeter die Hände und ich zetere dabei nicht. Nur innerlich.

Was bedeutet das Bloggen für Dich und fühlst Du dich mit deiner Blogidentität wohl oder würdest Du z.B. den Namen ändern, da Du nicht nur als Mama gesehen werden möchtest?

Ja, ab und an würde ich gerne meinen Namen ändern, weil ich nicht nur als Mama gesehen werden will. Aber das meiste, was ich blogge, sind eben Elternthemen. Mein Name „Mama notes“ heißt ja „Mama notiert“ und eigentlich kann eine Mama ja zu allen möglichen Dingen etwas notieren. Ob sie Mutter ist oder nicht, spielt für die Notizen (und die Sicht dahinter) eigentlich keine große Rolle. Jetzt heißt das Blog aber so und es wird sich auch nicht ändern.

Du hast deine Ernährung umgestellt und kochst regelmässig vegan. Vermisst Du Vegetarisch Veganbestimmte Lebensmittel und was sagt der Rest der Familie dazu?

Ich hab meine Ernährung gar nicht umgestellt. Ich habe immer schon eher vegetarisch gegessen, was sich in den letzten Jahren immer weiter verstärkt hat. Vorallem aus biologischen Aspekten. Dann habe ich meine 4 veganen Testwochen gemacht und fand es großartig und inspirierend. Zu Weihnachten bei meinen Eltern gab es Wildgulasch und das habe ich gern und mit Genuß gegessen. Ich schließe auch nicht aus, mal mit Fleisch zu kochen, wenn ich an ein Biofleisch aus artgerechter Haltung dran kommen kann. Aber ich kann ja dran kommen und mag halt nicht. Heute koche ich meistens vegan, manchmal. Allerdings tendiert mein Fleischappetit gen Null, seit ich vegane Gerichte kenne. Ist wirklich so.
Der Rest der Familie findet das übrigens prima. Die Kinder möchten weiterhin gern Kuhmilch, wenn es mal Kakao gibt und Käse aufs Brot. Das bekommen sie auch. Der Kleine mag auch Hafer- und Sojamilch. Eigentlich mag er auch Reis- oder Mandelmilch. Die Große schmeckt raus, dass es keine Kuhmilch ist und behauptet dann, es schmecke ihr nicht. Tofu findet sie super und bei veganen Gerichten isst sie mit, falls sie nicht wieder einen nackte-Nudel-Tag hat. Dann ist eh nix zu retten. Wäre aber auch vegan 😉
Der Mann findet vegane Ernährung rational auch super, wäre allein dazu viel zu faul, isst aber auch im Büro oder so vegetarisch.

Du bist selbständig aber hast einen festen freien Job. Du versuchst die Kinder 15Uhr abzuholen um noch Zeit mit Ihnen zu verbringen. Mir kommen die Stunden bis mein Mann abends kommt manchmal wie ganze Tage vor weil der Prinz und ich uns langweilen. Geht es Dir auch so oder ist das mit 2 Kids gar nicht mehr möglich?

Ich langweile mich nicht mehr. Danke für die Frage! Ich habe mich in den ersten 3 bzw. 4 Jahren, bis der Kleine eben 2 Jahre alt war, sehr oft nachmittags gelangweilt. Weil die Kinder so viel Input brauchten, viele Unternehmungen einer unterschlafenen Mutter wie mir viel zu anstrengend waren und ich nicht wusste, was ich mit ihnen machen soll. Heute ist das irgendwie anders. Die Kinder spielen selbständig und verwüsten ihr Kinderzimmer, mal trinken wir Kaffee bzw. Kakao zusammen, lesen ein Buch, unterhalten uns, mal sind wir draußen, mal zu Besuch, mal zu Hause. Aber langweilig ist mir nicht. Hurra.

Ich startete vor einigen Tagen eine Blogparade zum Thema Perfektionismus. Ich sehe viele Dinge perfektionistisch und stehe mir selber im Weg. Du sagtest mal: „Wenn ich mit einer Sache anfange, nehme ich gleichzeitig alle anderen Projekte auch in Angriff.“ Mir geht es of auch so. Hast Du inzwischen eine Lösung dafür gefunden?

Ich weiß nicht mehr, in welchem Zusammenhang ich das gesagt bzw. geschrieben habe. Ich glaube, dabei ging es um Selbstoptimierung. Das ist ein gefährliches Spiel. Denn wenn ich einmal auf der Schiene bin, etwas verbessern zu wollen, will ich gleich gesund essen, dabei abnehmen, mehr Sport machen und mich täglich sorgfältiger schminken. Und tollere modische Kombinationen hinkriegen. Whatever. Perfektionismus ist ja eigentlich schon eine Ironie in sich. Ein gibt nichts Perfektes auf der Welt, das anzustreben ist sinnlos. Es wird nichts besser, wenn Du versuchst, irgendetwas perfekt zu machen. Schwierig am Perfektionismus finde ich überhaupt erstmal, für sich herauszufinden, dass es Perfektionismus ist, den ich da betreibe. Und das nicht 1. Alle anderen das auch so machen und auch können, 2. dass es nicht notwendig ist um Überleben oder um glücklich zu sein und was 3. mich bewegt hat, den Perfektionismus als Lösung anzusehen. Auf welches Problem weißt er mich hin? Bei mir war es die Unsicherheit, gut genug zu sein, wie ich bin, um Mutter sein zu können, beispielsweise. Ich bin aber gut genug. Es reicht, wie Du bist und was Du bist. Sei nur ehrlich mit Dir und mit den Anderen. Naja, also in der Theorie bin ich da schon ganz weit, ne? 😉

Du nennst dich selbst eine Feministin und Du lehnst grundsätzlich Klischees ab. Ganz besonders die Genderklischees. Seit Du Mutter bist, wirst du ja auch mehr damit konfrontiert. Ich weiss, deine Tochter steht auf Glitzer und Prinzessinnen und dein Sohn eben auch auf Autos. Wieso glaubst Du, wird in der Gesellschaft immer noch so viel auf diese klassischen Rollen wert gelegt und was spricht dagegen?

Klischees sind kleine Schubladen und ein Ordnungssystem in der Vielfalt und dem Chaos des Lebens. Viele Menschen (= die Gesellschaft) fühlen sich sicherer, wenn sie ihre Umwelt, Menschen, Verhaltensweisen, Denkweisen, Hautfarben, Geschlechter, Religionen und was weiß ich noch, in kleine Regelwerke packen können. Zur ersten Orientierung sind sie vielleicht auch noch sehr sinnvoll. Der Mensch muss ja auch spontan reagieren können, ohne vorher lange Überlegungen anzustrengen. Das ist evolutionär gesehen ja der gute Grund für unser Schubladen-Ordnungssystem.  Wenn wir die Schubladen aber gar nicht mehr aufmachen und sie entgegen anderer Meinungen und Beispiele auch zulassen, dann nenne ich das irgendwann Diskriminierung. Diskriminierung macht Menschen unfrei, auch wenn es sprachliche Diskriminierung ist. Verbale Gewalt ist auch Gewalt. All das grenzt und schränkt unsere Kinder ein und das finde ich traurig. Sie kommen frei auf diese Welt und schon mit dem ersten Strampler kommen die ersten genderbegründeten Kommentare. Das ist abartig traurig und macht mich zwischendurch auch abartig wütend.

Trotzdem habe ich auch als Mutter in den letzten 4 Jahren einen Lernprozess durchmachen müssen. Nicht jedes rosagewandete Mädchen stammt aus einem denk-begrenzten, rädergetriebenen Elternhaus. Nein. Das Kind mag einfach rosa! Knaller. Und es muss nichts heißen, denn vielleicht will sie Chemikerin werden oder Astronautin, sagt gern ihre Meinung, hat eine laute Stimme und ist nicht brav. Rosa ist erstmals nur eine Farbe. Es kommt darauf an, wie man Rosa belegt. Und es kommt darauf an, wie man belegt, was ein Kind gerne macht. Warum sind Reiten, Pferdeliebe, Prinzessin und Puppen spielen weniger cool als Star Ware, Banden gründen und Bäume hoch klettern? Es sind gleichwertig tolle Aktivitäten für Kinder. Solange „Mädchendinge“ Mädchendinge sind und diese als cool gelten, haben wir starke Hinweise darauf, wie weit wir in Sachen Feminismus und Freiheit sind.

Ich stöbere immer wieder gerne im Netz nach neuem Lesestoff. Welche 3 Blogs würdest Du mir unbedingt ans Herz legen wollen?

Oh Mann, nur drei zu nennen ist mir unmöglich. Ich habe ja eine Blogroll, da steht, was ich gerne lese.

Liebe Sonja, vielen Dank für deine spannenden Antworten. Ich gestehe, dass ich auch eine Mama bin die öfters neben ihrem Kind steht oder sitzt, wenn es im Sand spielt. Das Loslassen fällt mir oft schwer aber der Prinz hat mich sogar schon weggeschickt. Was zieht euch denn eigentlich immer alle nach Berlin. Diese Stadt hat eine unglaubliche Anziehungskraft, die ich nicht so recht teilen kann. Ich lebe ja übrigens im Süden und finde es hier inzwischen sehr sehr schön. Was sagt ihr denn dazu? Welche Stadt in Deutschland reizt euch besonders und bitte sagt nicht alle Berlin.

Wir lesen und nächsten Montag wieder.

Eure Glucke

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1 Comment

  • Reply "Ein gemeinsamer Weg als Familie"-A Bullerbü life ~ Glucke und So 20. März 2017 at 6:56

    […] „dem“ Feminismus habe ich öfters meine Probleme und fand deinen Artikel zu Feminismus sehr sehr gut. Für mich […]

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